Wer sich mit eigener Praxis selbstständig machen möchte, braucht einen guten Plan – egal, ob es um eine komplette Neugründung oder eine Praxisübernahme geht. Zunächst sollten Sie einige Grundvoraussetzungen prüfen und das Vorhaben weit im Voraus planen. Dabei geht es um Aspekte wie Zulassung, Standort, Wettbewerber, Leistungsangebot, Personal und Marketing. Vor allem müssen Sie die wirtschaftliche Tragfähigkeit Ihrer Existenzgründung durchrechnen.
Neugründung oder Übernahme einer Praxis
Die Eröffnung einer eigenen Arztpraxis ist ein großer Schritt. Insbesondere dann, wenn Sie die Neugründung einer Praxis an einem neuen Standort planen, müssen Sie in jeder Hinsicht ganz von vorne anfangen: Standortfaktoren wie Einzugsgebiet, Bevölkerungsstruktur und Wettbewerbsumfeld sind zu bewerten und eine Grundsatzentscheidung über Kauf oder Miete der Praxisräume ist zu treffen. Sie müssen Personal und Patientinnen bzw. Patienten akquirieren, die Praxis mit Geräten und Technik ausstatten, Werbemaßnahmen planen und vieles mehr. Vor allem aber brauchen Sie ein tragfähiges Businesskonzept, um das Vorhaben auf solide Beine zu stellen und die Finanzierung abzusichern.
Da ist die Übernahme einer bestehenden Praxis in vielerlei Hinsicht der leichtere Weg. Meist werden Praxisräume frei, weil die bisherige Inhaberin bzw. der bisherige Inhaber alters- oder krankheitsbedingt aus dem Berufsleben ausscheidet oder beispielsweise in eine andere Stadt wechselt. Übernehmen Sie eine solche, vielleicht langjährig etablierte Arztpraxis, hat dies viele Vorteile – insbesondere dann, wenn es sich um eine Praxis desselben Fachgebiets mit gleichem oder ähnlichem Leistungsangebot handelt. Sie können die vorhandene Ausstattung übernehmen und auf einen festen Patientenstamm, ein eingespieltes Mitarbeiterteam und einen gewissen Bekanntheitsgrad der Praxis zurückgreifen. Umgekehrt sichern Sie mit der Übernahme die Weiterversorgung der Patientinnen und Patienten am Standort.
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg
Doch auch bei einer Praxisübernahme können Sie sich nicht einfach „ins gemachte Nest setzen“. Auch dann brauchen Sie ein Praxis-, Marketing- und Finanzkonzept sowie Startkapital von der Bank für die Ablösesumme und die Anfangsinvestitionen. Eine vorausschauende Planung und gute Vorbereitung sind dabei der Schlüssel, damit der Weg in die Selbstständigkeit gelingt. Auch können Sie an vielen Stellen externe Dienstleister hinzuziehen, etwa bei der Erstellung des Businesskonzepts, beim Marketing oder bei der Personalakquise. Zu vielen Teilaspekten wie Finanzierung, Mitarbeitergewinnung oder Praxiswerbung finden sich detaillierte Beiträge auf der Website der PVS, die Ihnen bei der Umsetzung helfen.
Sind Sie ein Gründertyp und eignen Sie sich für die selbstständige Tätigkeit als Unternehmer/-in?
Viele Ärztinnen und Ärzte, die über den Schritt in die Selbstständigkeit nachdenken, gehen oft zu blauäugig oder nur halbherzig vor. Es herrscht die Annahme, medizinische Qualifikation und langjährige Berufserfahrung reichten aus, um eine eigene Praxis zu managen. Doch eine Arztpraxis zu eröffnen und langfristig erfolgreich zu betreiben, erfordert weit mehr: Gerade im Vorfeld braucht es strategisches Denken, konzeptionelle und organisatorische Fähigkeiten sowie die Beschäftigung mit betriebswirtschaftlichen Themen und Marketingaspekten. Zudem muss die Person der Ärztin bzw. des Arztes über unternehmerische Kompetenzen wie Risikobereitschaft, Durchsetzungsvermögen, Führungsqualitäten und vieles mehr verfügen – schließlich geht es um die Etablierung eines Unternehmens mit all seinen Facetten. Sie müssten also nicht nur in Ihrem medizinischen Fachgebiet top sein, sondern auch ein Team anführen, die Einnahmen und Ausgaben des Betriebs im Blick haben und sich mit Themen wie Digitalisierung, Abrechnung und Steuern beschäftigen. Sie wären fortan nicht mehr nur Ärztin bzw. Arzt, sondern müssten auch als Arbeitgeber, Unternehmer und Manager überzeugen und einen Betrieb koordinieren und leiten. Auch werden Sie in aller Regel weniger Zeit für die reine Patientenbetreuung, eigene Fort- und Weiterbildung oder wissenschaftliche Forschungs- bzw. Lehrtätigkeiten haben, da Sie das betriebswirtschaftliche Management der Praxis stark beanspruchen wird.
Nicht jede Ärztin bzw. jeder Arzt ist dafür geschaffen, eine eigene Praxis zu managen, denn es zählen auch persönliche Eigenschaften, die sich nur bis zu einem gewissen Grad erlernen lassen. Daher hat die „Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank)“ einen sogenannten „Gründer CheckUp“ entwickelt. Mithilfe dieses Tests können Sie herausfinden, wie viel Gründerpotenzial in Ihnen steckt und ob Sie sich zur Praxisinhaberin bzw. zum Praxisinhaber eignen. Machen Sie den Test! Er ist Teil des kostenlosen „Whitepaper: Mein Weg in die Niederlassung – 10 Schritte zur Existenzgründung“, welches man nach kurzer Anmeldung auf der Website der apoBank per E-Mail-Link downloaden kann.
Verfügen Sie über eine Zulassung als Vertragsärztin bzw. -arzt am Praxisstandort?
Um als niedergelassene Ärztin bzw. niedergelassener Arzt tätig sein zu können, benötigen Sie eine Vertragsarztzulassung (einzige Ausnahme: Sie möchten ausschließlich Privatversicherte behandeln). Erste Voraussetzung hierfür ist die Eintragung im Arztregister der zuständigen „Kassenärztlichen Vereinigung (KV)“. Ob Sie eine Zulassung als Vertragsärztin bzw. -arzt am geplanten Standort erhalten, entscheiden in Deutschland die Zulassungsbehörden – und zwar insbesondere in Abhängigkeit vom jeweiligen Versorgungsgrad in der Region. Daneben spielen Kriterien wie fachliche Eignung, Approbationsalter und Dauer der bisherigen ärztlichen Tätigkeit eine Rolle. Bewerben Sie sich frühzeitig um die Zulassung für den Praxissitz! Die „Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)“ hat eine „Checkliste – Schritte zur Zulassung als Vertragsarzt“ erstellt, die eine gute Orientierung auf dem Weg zur Zulassung und bei der Zusammenstellung der benötigten Dokumente liefert.
Übernahme einer bestehenden Praxis
In den meisten Fällen wird es darum gehen, eine bestehende Praxis von einer Vorgängerin bzw. einem Vorgänger zu übernehmen. Denn eine vakante Niederlassung mit freier Standortwahl zur Neugründung einer Vertragsarztpraxis ist in Deutschland kaum noch möglich; grundsätzlich ist der Bedarf an Vertragsärztinnen bzw. -ärzten in nahezu allen Zulassungsbezirken gedeckt. Nur wenn seitens der Zulassungsbehörden in einem bestimmten Gebiet ein Bedarf festgestellt wird, könnten Sie hier den Standort Ihrer zukünftigen Praxis frei wählen. Eine komplette Neugründung kommt daher im Grunde nur infrage, wenn Sie eine reine Privatpraxis eröffnen möchten.
Wenn die Aufgabe einer Arztpraxis ansteht, wird die Suche nach einer geeigneten Nachfolgerin bzw. einem geeigneten Nachfolger oft über ein Inserat in einschlägigen Print- oder Onlinemedien bekanntgegeben. Auch die Kassenärztlichen Vereinigungen sind in der Regel über vakante Vertragsarztsitze informiert. Daneben gibt es Banken und Sparkassen sowie Beratungsfirmen, die sich auf die ärztliche Klientel und das gesamte Feld der Praxisgründung und -übergabe spezialisiert haben, gut vernetzt sind und auch bei der finanziellen und vertraglichen Abwicklung unterstützen.
Kaufpreis für die Praxis und weitere Investitionen
Für die Praxis müssen Sie einen Kaufpreis an die Vorgängerin bzw. den Vorgänger bezahlen. In der Regel orientiert sich dessen Höhe am Wert der Praxis, der sich aus materiellem und immateriellem Praxiswert zusammensetzt und meist im Rahmen eines neutralen Gutachtens ermittelt wurde. Tendenziell steigen die Preise von Arztpraxen, die Höhe hängt ähnlich wie bei Immobilien von der Lage ab. Laut einer Analyse der apoBank (veröffentlicht im „Deutschen Ärzteblatt“ am 2. November 2021) kostet beispielsweise eine hausärztliche Einzelpraxis in der Stadt durchschnittlich knapp 120.000 Euro –und das ist nur die Ablösesumme, die Sie an die Verkäuferin bzw. den Verkäufer zahlen müssen.
Daneben sind bei einer Praxisübernahme meist auch Investitionen in die Ausstattung notwendig: weil Geräte veraltet sind, weil Sie zusätzliche Behandlungen anbieten möchten, die neues Equipment erfordern, weil Sie bauliche Veränderungen vornehmen möchten etc. Die Höhe der Kosten für derartige Investitionen ist je nach Größe der Praxisräume, Fachgebiet oder baulichen Gegebenheiten sehr unterschiedlich; Durchschnittswerte aus einer apoBank-Analyse von 2019/2020 liegen bei ca. 65.500 Euro, die allein auf Investitionen in die Praxisausstattung (Geräte, Einrichtung, EDV etc.) entfallen. Weitere Geldmittel benötigen Sie für Gehaltszahlungen, Versicherungsbeiträge, Werbung, externe Dienstleister und vieles mehr.
Miete der Praxisräume oder Kauf der Geschäftsimmobilie
Nicht zu vergessen sind auch die Mietkosten für die Praxisräume: Da Praxismietverträge als Gewerbemietverträge meist über mindestens zehn Jahre abgeschlossen werden, kommen hier über die Laufzeit allein für die Kaltmiete schnell mehrere Hunderttausend Euro zusammen. Außerhalb der Städte ist die Praxisimmobilie oft im Eigentum der Arztfamilie: Im Erdgeschoss befindet sich die Praxis, in den oberen Stockwerken sind die
Privaträume. Dann geht es eventuell nicht nur um die Übernahme des Mietvertrags, sondern um den Erwerb der gesamten Immobilie. Ob Sie lieber Praxisräume zur Miete nutzen möchten oder die Geschäftsimmobilie kaufen, ist – ähnlich wie beim privaten Wohnen – eine individuelle Entscheidung und hängt auch von Ihrer persönlichen Lebensplanung ab. Daneben spielen bei der Entscheidung über Kauf oder Miete auch steuerliche Aspekte eine große Rolle.
Finanzierung und Kredite von der Bank
Für die Finanzierung Ihres Gründungsvorhabens „Arztpraxis“ werden Sie viel Startkapital für den Praxiskauf und die notwendigen Anfangsinvestitionen benötigen. In der Regel geht es damit um die Aufnahme eines größeren Bankkredits. Dabei spielen neben den Sicherheiten, die Banken üblicherweise verlangen, auch persönliche, vertragsrechtliche und steuerliche Aspekte eine wichtige Rolle. Doch keine Angst – ein Gründungsdarlehen muss nicht innerhalb eines Jahres zurückgezahlt werden, das Risiko verteilt sich über einen längeren Zeitraum. Und auch die Tatsache, dass die meisten Arztpraxen in Deutschland gut laufen, sollte Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Wirtschaftliche Tragfähigkeit: Gründungskonzept und Businessplan
Viele Ärztinnen und Ärzte, die über eine Selbstständigkeit nachdenken, scheuen insbesondere das finanzielle Risiko. Das ist verständlich, denn die Eröffnung einer eigenen Praxis ist immer auch eine Existenzgründung. Genau wie bei jeder anderen Unternehmensgründung müssen Sie dafür ein Gründungskonzept erstellen, das die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Vorhabens belegt – auch um das benötigte Startkapital von der Bank zu erhalten. Denn für einen Gründungskredit oder weitere betriebliche Darlehen verlangen Banken grundsätzlich einen Businessplan, um die finanzielle Belastbarkeit und damit Kreditwürdigkeit des Betriebs einschätzen zu können.
Das bedeutet, Sie müssen die betriebswirtschaftliche Seite Ihres zukünftigen Praxisbetriebs detailliert durchrechnen und die voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben meist für die kommenden fünf Jahre prognostizieren. Ein solides Finanzkonzept ist Pflicht für das Gespräch mit der Bank; doch es ist auch für Sie wichtig, um das finanzielle Risiko der Investition in die Selbstständigkeit einschätzen zu können. Nur so vermeiden Sie, sich finanziell zu übernehmen oder mit Ihrer Praxis in wirtschaftliche Schieflage zu geraten. Leider werden im Rahmen des Medizinstudiums keine oder kaum betriebswirtschaftliche Grundlagen vermittelt, weshalb sich viele gerade mit diesem Thema schwertun. Doch wer eine eigene Praxis langfristig gewinnbringend managen möchte, muss die Zahlen stets fest im Blick haben.
Falls möglich, sprechen Sie mit bereits niedergelassenen Kolleginnen bzw. Kollegen, um von deren Erfahrungen zu profitieren. Es gibt auch spezielle Seminare für Ärztinnen und Ärzte, in denen betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt werden, um insbesondere die komplexen Abrechnungssysteme im Gesundheitswesen besser zu verstehen. Zudem könnten Sie einen externen „Praxiscoach“ hinzuziehen, der bei der Erstellung von Gründungskonzept und Businessplan unterstützt.
Analyse von Standort und Wettbewerbsumfeld
Auch bei der Übernahme einer existierenden Praxis ist eine gründliche Analyse des Standorts, der Konkurrenzsituation und des Patientenstamms ratsam. Schauen Sie sich das Wettbewerbsumfeld genauer an! Gibt es weitere Arztpraxen, Kliniken oder medizinische Einrichtungen in der näheren Umgebung, und wenn ja, welcher Fachgebiete? Sehen Sie diese nicht nur als Konkurrenz, sondern als Nachbarinnen und Nachbarn, mit den sich kollegial zusammenarbeiten lässt. Außerdem belebt Konkurrenz bekanntlich das Geschäft: Eine Ansammlung mehrerer Arztpraxen in einem Gebiet kann durchaus von Vorteil sein, wenn patientenseits der Eindruck entsteht, dies sei ein „Ärzteviertel“ oder „Ärztekiez“.
Leistungsangebot und Patientenzielgruppe
Haben Sie bereits eine klare Vorstellung davon, welche Leistungen Sie anbieten und welche Patientengruppen Sie ansprechen möchten? Wer sich als Ärztin oder Arzt mit eigener Praxis niederlassen möchte, braucht ein kluges Konzept, um sich am Markt etablieren und behaupten zu können. Konzentrieren Sie sich auf die eigenen Stärken und legen Sie möglichst detailliert fest, wie Sie sich mit Ihren Leistungen positionieren möchten. Es ist nämlich weit effizienter, sich auf seine starken Seiten zu konzentrieren, anstatt Schwächen abzubauen. Der Fokus sollte auf Ihren individuellen Kernkompetenzen liegen, um sich möglichst gut vom Wettbewerb abzuheben.
Zusatzqualifikationen zur Angebotserweiterung
Zudem gilt es, „einen eigenen Markt für seine Leistungen zu schaffen“, indem man etwa mithilfe von Zusatzqualifikationen das eigene Behandlungsangebot erweitert und damit für zusätzliche Patientengruppen attraktiv wird. Nehmen Sie also nicht nur die Patientinnen und Patienten ins Visier, die Sie in Ihrer bisherigen Tätigkeit betreut haben oder die unter der Vorgängerin bzw. dem Vorgänger in die Praxis gekommen sind, sondern überlegen Sie, welche weiteren Potenziale sich langfristig nutzen lassen. So könnte eine Allgemeinmedizinerin etwa die Zusatzbezeichnung „Medikamentöse Tumortherapie“ erwerben, um damit für Krebspatientinnen und -patienten interessant zu werden. Ein Orthopäde könnte die Akupunktur oder die Schröpftherapie in sein Angebot aufnehmen und sich damit von der Konkurrenz abheben. Auch Hospitanzen im Ausland können dazu beitragen, „über den Tellerrand zu blicken“ und liefern oft wertvolle Erfahrungen, die Ihr Profil als Ärztin oder Arzt ergänzen können. Auf diese Weise lässt sich das Angebotsspektrum der eigenen Praxis erweitern, eine Alleinstellung auf einem bestimmten Gebiet erreichen und neue Kundschaft akquirieren.
Philosophie, Werte und Leitbild
Verfolgen Sie bei Ihrer ärztlichen Tätigkeit einen besonderen Ansatz oder eine spezielle Philosophie? Haben Sie ein Leitbild im Kopf, das Ihre Arbeit und die des gesamten Praxisteams prägen soll? Dann sollten Sie dies schriftlich fixieren, denn genau wie bei anderen Unternehmen sind gemeinsam vermittelte Werte wichtige Erfolgskriterien. Denkbar sind hier besondere Services (z. B. die Erinnerung an Vorsorgeuntersuchungen und Check-ups oder digitale Angebote), ein Fokus auf bestimmte Patientengruppen (Sportler, Senioren etc.) oder eine enge Kooperation mit Facharztpraxen, Reha-Zentren oder Kliniken in der Nachbarschaft. Dabei geht es nicht um austauschbare Phrasen wie etwa: „In unserer Praxis steht der Patient im Mittelpunkt“, sondern um wirklich konkrete, individuelle Aspekte, die Ihre Praxis prägen, von der Konkurrenz abheben und einzigartig machen. Wichtig ist allerdings, dass die versprochenen Services und Werte vom gesamten Team im Praxisalltag tatsächlich gelebt und umgesetzt werden. Leere Versprechungen vermitteln eher einen schlechten Eindruck.
Personal und Praxisteam
Der (fast) wichtigste Erfolgsfaktor einer gut laufenden Arztpraxis sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere jene am Empfang und am Telefon, die gewissermaßen „die Visitenkarte der Praxis“ sind. Ihre Kompetenz und ihre Freundlichkeit entscheiden häufig darüber, ob Patientinnen und Patienten wiederkommen oder nicht. Im Idealfall können Sie bei der Praxisübernahme die gesamte Belegschaft übernehmen. Wenn nicht, sollten Sie sich frühzeitig nach geeignetem Personal umschauen, denn gute Kräfte sind meist schwer zu bekommen. Stellen Sie ein Team aus kompetenten, sich fachlich gut ergänzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen und beziehen Sie diese am besten schon in der Vorbereitungsphase vor der eigentlichen Praxiseröffnung in wichtige Entscheidungen mit ein.
Praxisorganisation und Qualitätsmanagement
Weit vor der Eröffnung Ihrer Praxis sollten Sie auch ein Konzept für die gesamte Praxisorganisation erstellen. Alle internen Prozesse und Abläufe (inklusive des Patienten- und Terminmanagements) müssen geplant und Zuständigkeiten sowie Verantwortlichkeiten klar geregelt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Implementierung von Hygienestandards. Zudem müssen Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einarbeiten und ein Qualitätsmanagement einrichten, um sich mit der Praxis auch langfristig weiterzuentwickeln. Hierzu dienen beispielsweise regelmäßige Teambesprechungen, um immer wieder gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten und diese langfristig zu implementieren.
Marketing und Werbung
Auch bei Übernahme einer bereits länger bestehenden Praxis müssen Sie, im Rahmen des gesetzlich Erlaubten, Werbung betreiben. Schließlich müssen bestehende sowie potenzielle neue Patientinnen und Patienten über den Wechsel an der Spitze, über eventuelle neue Behandlungsangebote oder Schwerpunkte, über Ihre Kompetenzen und vieles mehr informiert werden. Dazu zählen mit Sicherheit eine neue oder aktualisierte Website, aktualisierte Einträge in Arztportalen und regionalen Verzeichnissen, ein neues Praxisschild, neue Briefbögen etc. Grundlage aller Werbemaßnahmen, egal ob im klassischen Printbereich, online oder per Social Media, sollte stets ein Marketingkonzept sein, um mit einem einheitlichen Corporate Design und einem unverwechselbaren Profil der Praxis aufzutreten.
Auch das Thema Marketing und Werbung sollten Sie frühzeitig angehen, damit etwa Anzeigen oder Presseberichte in der lokalen Presse oder in Onlinemedien schon vor der Eröffnung auf Ihre Praxis hinweisen. Am besten beauftragen Sie mit der Erstellung eines Marketing- und Werbekonzepts externe Profis wie eine Werbe- oder Kommunikationsagentur, welche die Praxis dann auch langfristig begleitet. Es gibt sogar Agenturen, die sich auf Marketing im Gesundheitswesen und auf Praxiswerbung spezialisiert haben.
Mittel- und Langfristplanung
Um die Existenz der Praxis dauerhaft abzusichern und diese weiterzuentwickeln, müssen auch mittel- und langfristige Ziele verbindlich festgelegt werden. Dazu gehört etwa eine Standortbestimmung, wo man in fünf Jahren mit der Praxis stehen will. Sie sollten die eigene Fort- und Weiterbildung planen und auch gezielte Weiterentwicklungsmöglichkeiten Ihrer Mitarbeitenden im Blick haben, um deren Potenziale optimal zu fördern und zu nutzen. Nur so lassen sich die gemeinsam gesteckten Ziele erreichen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Sie sich als selbstständige Praxisinhaberin bzw. als selbstständiger Praxisinhaber stets als Unternehmerin bzw. Unternehmer definieren sollten und entsprechend unternehmerisch denken und agieren müssen.
Weitere Tipps und Empfehlungen für die Vorbereitung auf die Praxisgründung
Um sich auf das eigene Gründungsvorhaben vorzubereiten und die Entscheidung dafür oder dagegen auf ein solides Fundament zu stellen, gibt es aber noch weitere Möglichkeiten:
Sprechen Sie mit Ärztinnen oder Ärzten, die ihre Praxis abgeben wollen! Dies kann helfen, mögliche Fallstricke zu vermeiden und aus Fehlern anderer zu lernen.
Arbeiten Sie auf dem Weg zur eigenen Praxis mithilfe von Checklisten! So können
Sie während des komplexen Vorbereitungsprozesses die einzelnen Schritte und To-dos über alle Phasen nacheinander abarbeiten und laufen nicht Gefahr, den Überblick zu verlieren oder einen wichtigen Aspekt zu übersehen.
Arbeiten Sie einmal vorübergehend als Vertretung in der Praxis einer niedergelassenen Kollegin oder eines niedergelassenen Kollegen! So können Sie wertvolle Einblicke in interne Abläufe und Prozesse einer Praxis, ein Gefühl für die Einnahmen- und Ausgabenseite und ein besseres Verständnis der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge gewinnen – und sicher auch den einen oder anderen guten Tipp erhalten.
Routenplaner für den Weg in die Selbstständigkeit mit eigener Praxis
Grundvoraussetzungen prüfen:
Zulassung als Vertragsärztin bzw. -arzt am Praxisstandort beantragen
Eignung als Gründertyp und selbstständige(r) Unternehmer/-in prüfen
Das Vorhaben Schritt für Schritt planen:
Miete oder Kauf: Praxisräume zur Miete oder Geschäftsimmobilie zum Kauf
Wirtschaftliche Tragfähigkeit: Gründungskonzept und Businessplan erstellen
Finanzierung: Eigenkapital, Kredite, Sicherheiten, Bank, Verträge, Steuern, Versicherungen etc. planen
Konzept: Leistungsangebot und Patientenzielgruppe definieren (und erweitern)
Philosophie: Werte und Leitbild festlegen
Personal: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren und das Praxisteam zusammenstellen
Praxisorganisation: Praxiskonzept erstellen; Prozesse, Abläufe, Terminmanagement etc. planen
Marketing und Werbung: Marketingkonzept erstellen und Werbemaßnahmen planen
Standort: Lage der Praxis und Wettbewerbsumfeld einschätzen und bewerten
10. Mittel- und Langfristplanung: Existenz der Praxis dauerhaft sichern
